Ferrari logo

Leidenschaft

Alle für einen

Laut CEO Benedetto Vigna beruht der Erfolg von Ferrari darauf, dass alle Teammitglieder in perfekter Harmonie zusammenarbeiten, wie die unterschiedlichen Teile eines Körpers. Dabei spielen gerade die, die am wenigsten sichtbar sind, einige der wichtigsten Rollen
Text: Daniele Bresciani / Fotos: Alessandro Cosmelli
Vor 70 Jahren, am 31. Juli 1954, gelang Italien einer der größten sportlichen Erfolge aller Zeiten. Eine von Ardito Desio geleitete Bergsteigerexpedition bezwang den K2, der mit 8611 m der zweithöchste Berg der Erde ist und von Experten als der schwierigste und gefährlichste angesehen wird. Die beiden Männer, die den Gipfel erreichten, Achille Compagnoni und Lino Lacedelli, gingen in die Geschichte ein. Doch hinter ihnen, im Basislager, wartete ein Team aus dreißig weiteren Personen, bestehend aus Bergsteigern, Forschern und Sherpas – nicht eingerechnet die etwa 600 Träger weiter unten am Berg, an deren Namen sich niemand erinnert. Genauso wenig erinnert man sich an die meisten der tausend Personen, die ein Jahr zuvor, im Mai 1953, an der Erstbesteigung des höchsten Gipfels der Welt beteiligt waren – dem Mount Everest, der vom Neuseeländer Edmund Hillary und dem nepalesischen Sherpa Tenzing Norgay bezwungen wurde.
Für alle, die wie Ferrari zur Welt des Rennsports gehören, ist es fast selbstverständlich, dass der Sieg eines einzelnen Fahrers als Erfolg des gesamten Teams angesehen wird. Im weiteren Sinne gilt dies auch für jedes unserer Produkte und für jede einzelne Veranstaltung. Es ist genau jene unbeachtete Arbeit, ausgeführt von Personen, die wenig sichtbar, aber deshalb nicht weniger wichtig sind, die wir in diesem Artikel feiern wollen. Wir zeigen Porträts einer Reihe von Menschen, die zum Erfolg einiger der wichtigsten Momente von 2024 beigetragen haben.

Hinter den Kulissen arbeiten die Teams hart für das One Ferrari-Event im vergangenen Mai in Miami

„Vor einiger Zeit“, erzählt Ferrari-CEO Benedetto Vigna, „wurde mir folgende Frage gestellt: ,Welche Abteilungen sind die wichtigsten bei Ferrari?’ Ich antwortete mit einer Gegenfrage: ,Welche Körperteile sind die wichtigsten?’ Denn um gesund zu bleiben, muss alles gut funktionieren, auch und vielleicht vor allem das, was weniger sichtbar ist. Das gilt für unseren Körper und genauso für unser Unternehmen.“

Was sind die Risiken, wenn man diese Tatsache übersieht?

„Man läuft Gefahr, etwas als selbstverständlich zu betrachten, was alles andere als selbstverständlich ist. Ein anschauliches Beispiel: die Qualität. Ferrari betont – zu Recht –, dass Qualität stets größte Bedeutung beigemessen wird. Sie ist ein grundlegendes Element im Luxussektor. Doch manchmal übersehen wir, dass viele Menschen in verschiedenen Phasen durch ihr Engagement und ihre Leidenschaft dazu beigetragen haben, diese Standards zu erreichen. Oftmals geschah dies im Verborgenen. Denn Qualität entspringt vor allem einem Akt der Bescheidenheit.“


Abteilungen in Maranello (von links): Antriebsstrang-Testanlage, Verbundwerkstofftechnologie, Pilotanlage, Scuderia-Fahrzeugmontage, Prototypenbau, Führungsteam bereitet sich auf den Familientag vor

Was ist damit gemeint?

„Ein Beispiel: Bei der Entwicklung eines Autos, arbeitet man zu Beginn immer alle möglichen Probleme hervor, die sich erfahrungsgemäß ergeben können. Trotzdem kann es passieren, dass einige Autos Mängel zeigen, sobald die Produktion angelaufen ist. Und hier kommt die Qualitätskontrolle ins Spiel, um nach Lösungen zu suchen. Dabei werden alle erforderlichen Abteilungen einbezogen. Das Bewusstsein, nicht alles zu wissen, schafft die Chance, stetig weiterzulernen. Bei Ferrari fühlt sich jeder Einzelne dafür verantwortlich, in jedem Aspekt unserer Produkte und Dienstleistungen Spitzenleistungen zu erzielen. Denn wie uns auch der Rennsport lehrt: Jedes noch so kleine Detail kann über den Ausgang eines Rennens entscheiden. Blicken wir auf die Jobpositionen, ist es kein Zufall, dass sehr fähige Mitarbeiter oft von den Abteilungen Planning oder Experimentation zu Quality Control wechseln.“

Gibt es etwas, das man bei der Teamarbeit immer im Auge behalten muss?

„Ich glaube, das Grundprinzip ist: Bereitschaft, den anderen zuzuhören. Für ein besseres Verständnis der eigenen Tätigkeiten sollte man keine Angst davor haben, Fragen zu stellen, an sich selbst und an die Kollegen. Auch sollte man sich bemühen, diese besser kennenzulernen, um herauszufinden, wie sie uns helfen können. Oft führen wir eine Aufgabe nur deshalb aus, weil uns ein Vorgesetzter darum gebeten hat, auch wenn wir nicht von der Sinnhaftigkeit überzeugt sind. Besser wäre es aber, die eigenen Zweifel zu äußern, auf persönlicher sowie auf kollektiver Ebene. Dies hilft uns, uns weiter zu entwickeln und ein gutes Endergebnis zu erzielen. Ebenso wichtig ist die Anpassungsfähigkeit, die Bereitschaft, sich Situationen zu stellen, die sich von einer Minute auf die andere ändern können, ohne dabei Energie oder Begeisterung zu verlieren.“


Außergewöhnliche Teamarbeit trifft auf Miami-Glamour beim One Ferrari-Event

Das Jahr 2024 war reich an sehr „sichtbaren“ Ergebnissen …

„In diesem Jahr fand die erste echte ‚One Ferrari‘-Veranstaltung statt, und zwar in Miami, an der alle verschiedenen Bereiche des Unternehmens – Racing, Sports Cars, Lifestyle – beteiligt waren. Außerdem haben wir in diesem Jahr mit der Einweihung des E-Buildings den Grundstein für unsere zukünftige Produktion gelegt. Zudem war es das Jahr des Family Day und großer sportlicher Erfolge, von Monte Carlo bis Monza in der Formel 1 über die 24 Stunden von Le Mans bis hin zu den 6 Stunden von Austin in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft; und es war das Jahr des F80, unseres neuen Supercars, das nach Modellen wie dem GTO, dem F40, dem F50, dem Enzo und dem LaFerrari den Weg für das nächste Jahrzehnt aufzeigt. Und last, but not least unser Engagement für das Wohlergehen unserer Mitarbeiter und ihrer Familien, denen wir regelmäßige Gesundheitschecks anbieten. All dies wäre ohne den Beitrag einer Vielzahl von Menschen nicht möglich gewesen. Und ich meine nicht nur unsere Mitarbeiter.“

Was heißt das?

„Wenn wir über das Team sprechen, müssen wir alle Beteiligten im Blick haben: unsere Partner, die Sponsoren, die Lieferanten. Nicht zu vergessen die Kunden, die Aktionäre oder Forschungszentren wie E-Cells Lab, das Labor, das Ferrari zusammen mit der Universität von Bologna für die Untersuchung von Materialien und der physikalischen und chemischen Eigenschaften ihrer Zellen eingerichtet hat, um innovative Lösungen für Batterien zu finden. Heute muss jeder dieser Bereiche mehr denn je als vollwertiges Teammitglied betrachtet werden. Der Aufbau solider und langanhaltender Beziehungen ist nicht nur eine Strategie, sondern von grundlegender Bedeutung für das Endergebnis.“

Wenn wir dies in einem Slogan ausdrücken wollten?

„Wir müssen uns immer für das ‚Ökosystem‘ entscheiden, nicht für das ‚Ego-System‘. Nur so kann man langfristig wichtige und nachhaltige Ergebnisse erzielen.“